Ab Januar 2018 hat VSF-Suisse ein neues Gesicht im Hauptsitz in Bern, und zwar Christian Wirz, der neue Programmverantwortliche für Westafrika. Christian Wirz ist ein Experte im Bereich nachhaltiger Landnutzung und wird für unser Team (nicht nur) in diesem Bereich eine grosse Unterstützung sein. Das Herzblut, das der Berner in die ländliche Entwicklung steckt, ist im folgenden Interview sichtlich herauszuspüren.

Herzlich willkommen im VSF-Suisse Team, Christian, wir freuen uns, dich als neuen Mitarbeiter hier in Bern begrüssen zu dürfen. Kannst du uns eine Zusammenfassung über dein Leben geben? Wo bist du aufgewachsen, was hast du studiert, wo hast du vorher gearbeitet?

Ich habe bis zu meinem zehnten Lebensjahr in Nepal gelebt und bin anschliessend mit meiner Familie nach Ittigen gezogen. Nach Abschluss des Gymnasiums in Bern absolvierte ich ein Vorpraktikum für die HAFL (Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften) auf einem Biohof im Tessin, übrigens ein Hof mit extensiver Viehzucht. Anschliessend nahm ich mein Studium der Geographie an der Uni Bern auf. Im Rahmen des Forschungsprogramms Nord-Süd (Partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Forschenden aus dem Norden und dem Süden) hatte ich die Möglichkeit, meine Masterarbeit über das «Weidemanagement» in den «Foothills» von Tadschikistan zu machen. Ich habe dort während vier Monaten geforscht und eine Karte über unterschiedliche Weidenutzungs-Systeme (intensiv, semi-intensiv, extensiv) erstellt.

Nach Abschluss des Masters arbeitete ich fünf Jahre beim Bundesamt für Raumentwicklung und war unter anderem für die Alpenkonvention tätig, welche eine nachhaltige Entwicklung der Alpen zum Ziel hat. Ich war also schon sehr früh in Berührung mit nachhaltiger Entwicklung und Raumnutzung. Da es mein Traum war, in die Entwicklungszusammenarbeit einzusteigen, habe ich mich für das NADEL (Master in Entwicklung und Zusammenarbeit an der ETH Zürich) entschlossen. Durch diese Weiterbildung hatte ich die Möglichkeit, im Rahmen des DEZA-Projekts DEMOS in den Kosovo zu gehen. Das Projekt wird durch die Helvetas implementiert und unterstützt die Gemeinden im Kosovo bei der Organisation ihrer Raum- und Mobilitätsplanung. Während dieser zehn Monate wohnte ich zusammen mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter in Pristina.

Nach Abschluss des NADEL habe ich zuerst eine Stellvertretung als Programm Manager für Ostafrika bei der NGO Swisscontact übernommen. Anschliessend habe ich beim Raumplanungsbüro Urbaplan in der Westschweiz als Konsulent für Projekte der DEZA, des SECO und der AFD (französische Entwicklungsbank) gearbeitet. Durch diese Stelle hatte ich die Gelegenheit, Westafrika näher kennen zu lernen. Leider ist dabei meine Familie ein bisschen zu kurz gekommen, wodurch ich mich auf die Suche nach einer neuen Stelle gemacht habe, in der ich zwar dennoch in der Entwicklungszusammenarbeit arbeiten kann, aber näher bei meiner Familie bin. So bin ich auf VSF-Suisse gestossen, einen Verein, den ich immer als sympathisch, klein und engagiert wahrgenommen habe.

Was bewegt dich dazu, in einer Nichtregierungsorganisation wie VSF-Suisse zu arbeiten?

An dieser NGO gefällt mir, dass Idealisten am Werk sind. Ich sehe, dass wir eine Veränderung hervorrufen möchten. Der Wille, vor Ort bei den Zielgruppen und Organisationen etwas zu bewegen und die Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung umzusetzen, sind für mich entscheidend.

Ich teile die Werte von VSF-Suisse und bin überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit den von Viehzucht und Ackerbau lebenden Bevölkerungsgruppen, seien es sesshafte Bauern, Hirten, Nomaden oder Halbnomaden, sehr erfolgsversprechend ist. In der Subsahara und generell in Afrika sichern Millionen von Menschen ihr Überleben durch die Viehzucht, die Unterstützung von VSF-Suisse ist dabei essenziell. Auch den Ansatz von VSF-Suisse, die Landnutzung in den sechs afrikanischen Ländern nachhaltiger zu machen, teile ich voll und ganz. Wenn zu viele Herden an einem Ort sind, schadet dies der Umwelt. Eine nachhaltige Landnutzung hat somit ein soziales, ökonomisches und ökologisches Ziel.

Während meines Studiums und meiner bisherigen Arbeit habe ich mich mit Themen auseinandergesetzt, die auch in den Projekten von VSF-Suisse relevant sind. Bei Urbaplan habe ich unter anderem den Viehvermarktungsstrom von der Sahelzone bis hin zur Küste Westafrikas analysiert. Und ich habe mich der grenzüberschreitenden Zirkulation von Menschen und Gütern an den Grenzen der Länder Benin, Niger und Nigeria auseinandergesetzt und gesehen, wie wichtig der Sektor Viehwirtschaft ist. Ich hoffe natürlich, dass ich mit meinem beruflichen Hintergrund etwas zur Umsetzung der Projekte von VSF-Suisse beitragen kann.

Was ich bei VSF-Suisse besonders mag, ist der längerfristige Ansatz. Bei meiner vorherigen Stelle hatte ich meistens einen Auftrag, ich habe diesen erfüllt, einen Bericht geschrieben und dann war das Projekt abgeschlossen. VSF-Suisse hingegen ist länger in der Region tätig, dadurch kennen wir die Region besser und das Projekt generiert einen Mehrwert – es kommt der Bevölkerung, dem Vieh und auch der Umwelt zu Gute.

Natürlich habe ich auch nichts dagegen, dass das Büro von VSF-Suisse im Matte-Quartier ist und ich einen Arbeitsweg von nur zehn Minuten habe ;).

Welches werden deine Aufgaben bei VSF-Suisse sein und auf welche Arbeiten freust du dich besonders?

Bei VSF-Suisse bin ich verantwortlich für die Länder Mali und in Togo. Meine Aufgabe wird es sein, mit den Länderbüros zusammenzuarbeiten, neue Projekte an Land zu ziehen und Partnerschaften auszubauen, eventuell auch mit anderen Ländern wie Tschad oder der Elfenbeinküste zusammenzuarbeiten, also wenn möglich VSF-Suisse stärker zu machen in Westafrika.

Durch meine vorherige Stelle bei Urbaplan habe ich die Region Westafrika entdeckt und ich freue mich umso mehr, durch VSF-Suisse, längerfristig mit Westafrika verbunden zu sein. Ich bin besonders motiviert für Westafrika, da diese Region sehr viel Potential hat. Bei meiner vorherigen Arbeit habe ich viele junge Leute kennengelernt, die gut ausgebildet sind, viele innovative Ideen haben und Weltoffenheit ausstrahlen.

Mali befindet sich zurzeit in einer kritischen Phase und ich bin mir sicher, dass es geschätzt wird, dass VSF-Suisse sich trotz der schwierigen Sicherheitslage für die verwundbarsten Bevölkerungsgruppen des Landes einsetzt. Und Togo finde ich unter anderem aufgrund der Vielfalt der Landnutzungen vom Sahel im Norden bis zur Küste im Süden spannend: VSF-Suisse ist vor allem im Zentrum des Landes tätig, wo diese Landnutzungen (der sesshaften Kleinbauern als auch der Nomaden) aufeinanderstossen. Ich glaube mit unserem Projekt APFA haben wir eine Lösung gefunden, die allen Landnutzern und dem Wald zugutekommt.

Ein weiteres Ziel, das ich als Programmverantwortlicher verfolgen werde ist, unser Netzwerk auszubauen, vermehrt mit VSF-International zusammenzuarbeiten, sodass VSF in Westafrika besser wahrgenommen wird. Ich hoffe natürlich auch, dass VSF-Suisse in der IZA-Landschaft (Internationale Zusammenarbeit) der Schweiz an Bekanntheit gewinnt, die DEZA mehr Interesse an uns zeigt und ein weiteres Ziel ist natürlich die EU-Partnerschaft.

Dann noch eine letzte Frage an dich: Was machst du, wenn du mal nicht arbeitest?

Ich spiele gerne Querflöte. Das ist auch mein Vorsatz fürs 2018, mehr Querflöte zu spielen. Weiter sind auch die Berge ein grosses Anliegen von mir, einerseits liebe ich das «z’Bärg gah», andererseits liegen mir die Anliegen der Alpen am Herzen.

Herzlichen Dank für deine Teilnahme am Interview! Wir freuen uns darauf, mit dir zusammenarbeiten zu dürfen!

(Interview: Selina Baumberger)

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