Seit Dezember 2019 kämpfen die Länder am Horn von Afrika mit der schlimmsten Heuschreckenplage der letzten 25 Jahre. Und in Kenia zum Beispiel hat man eine Plage dieses Ausmasses gar in den letzten 70 Jahren nicht erlebt! Begünstigt durch die lange Regenzeit konnten sich die Wüstenheuschrecken in rasantem Tempo vermehren. Auf ihrem Weg vom mittleren Osten ans Horn von Afrika fressen die Schwärme alles, was ihnen vor die Fühler kommt – Saatgut, Weideland, Vorräte und Ernten. Die ohnehin prekäre Ernährungssicherheit der Menschen in dieser Region gerät damit zusätzlich unter Druck. VSF-Suisse unterstützt zusammen mit anderen Organisationen die lokale Bevölkerung bei ihrem Kampf gegen diese massive Bedrohung.
Die länderübergreifende Bekämpfung der Heuschrecken ist schwierig
Als Antwort auf die aktuelle Krise hat sich VSF-Suisse mit 27 weiteren NGOS zur Regional Desert Locust Alliance (RDLA) zusammengeschlossen, um mit gebündelten Kräften die betroffenen Menschen zu unterstützen. Obwohl die Covid-19-Restriktionen gezielte und länderübergreifende Aktionen erschweren, konnte die Bekämpfung der Wüstenheuschrecken mit Pestiziden verstärkt werden, was in den meisten Regionen zu einem Rückgang der Schwärme geführt hat. Die Zahlen zeigen aber, dass noch viel Arbeit bevorsteht. Im August 2020 wurden 705 km2 Land in Kenia, Eritrea, Äthiopien, Südsudan und Somalia als Heuschrecken-frei eingestuft. Das entspricht nur einem Bruchteil der betroffenen Fläche. Und obwohl zurzeit vor allem kleinere und noch nicht fortpflanzungsfähige Schwärme aktiv sind, kann sich die Situation rasch wieder verschlechtern. Es besteht die Gefahr, dass unentdeckte Schwärme zurückbleiben, heranreifen und während den Regenfällen im Oktober erneut Eier legen. Die Plage ist noch nicht vorüber.
Schlimme Folgen für Mensch und Tier
Die Heuschreckenplage hat direkte Auswirkungen auf die Nahrungsmittelketten von Menschen und Tieren. Die sichtbarste Folge ist die Vernichtung von Weideland und Ernten. Ohne das wichtige Tierfutter leidet die Produktivität des Viehs. Weniger Milch und schlechtere Preise für ausgemergelte Tiere bedeuten für die betroffenen Familien Einkommenseinbussen und Ernährungsengpässe. Geschwächte Tiere sind ausserdem anfälliger für Krankheiten. All dies führt mittelfristig zur Verschlechterung der Ernährungssicherheit für ganze Bevölkerungsgruppen. Ausserdem ziehen die Tiere aufgrund des Futtermangels früher als sonst in andere Gebiete, was wiederum zu Konflikten um die Landnutzungsrechte zwischen Tierhalterinnen und Tierhaltern führt.
VSF-Suisse hilft vor Ort
Neben der bereits erwähnten Bekämpfung der Heuschrecken mit Pestiziden, welche in Zusammenarbeit mit der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) und anderen Organisationen geschieht, engagiert sich VSF-Suisse gezielt für die betroffenen Dörfer, Gemeinschaften und Familien. VSF-Suisse stellt Tierfutter zur Verfügung, fördert den Zugang zu tierärztlichen Behandlungen und Impfungen und verteilt Samen und landwirtschaftliche Werkzeuge für die Wiederbepflanzung der zerstörten Felder. Auch direkte Geldzahlungen an betroffene Haushalte gehören zum Massnahmenpaket. Um die Bevölkerung besser auf zukünftige Heuschreckenplagen vorzubereiten, organisiert VSF-Suisse zudem Trainings und betreibt Aufklärung. Experten sind sich einig, dass es aufgrund des Klimawandels in Zukunft am Horn von Afrika vermehrt zu solch ausgeprägten Heuschreckenplagen kommen wird. Je mehr in Bekämpfung und Aufklärung investiert wird, desto weniger Menschen und Tiere müssen leiden. Um die Krise weiterhin flexibel und effizient bewältigen zu können, werden dringend finanzielle Mittel benötigt. Wir bedanken uns herzlich für jede erhaltene Spende.