Hallo Issa ! Kannst du uns etwas über deinen Hintergrund erzählen?
Mein Name ist Issa John, und ich komme aus dem Südsudan. Ich bin 2012 als Projektmitarbeiter zu VSF-Suisse gekommen. Beruflich bin ich Agronom mit einem Bachelor-Abschluss in nachhaltiger Landwirtschaft sowie einem Master in ländlicher Entwicklung. Derzeit befinde ich mich im Abschluss meines zweiten Masterstudiums in Klimawandel und Entwicklung.
Was gefällt dir an der Arbeit bei VSF-Suisse?
Ich habe mich für VSF-Suisse entschieden, weil die Organisation eine Vielzahl von Themen angeht – von Kinderschutz über Ernährungssicherheit bis hin zur Sicherung des Lebensunterhalts – die oft genau zu meinem beruflichen Hintergrund passen. Als Agronom wollte ich meine Kenntnisse im Bereich Tierhaltung erweitern und sah bei VSF-Suisse die idealen Bedingungen dafür. Die Organisation bietet grossartige Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung, sodass ich in meiner Zeit mit VSF-Suisse vom ersten Diplom bis zu meinem zweiten Masterabschluss gelangen konnte.
Ein weiterer Punkt ist, dass VSF-Suisse eng mit gefährdeten Bevölkerungsgruppen im Südsudan, einem Land mit einer grossen Viehpopulation und vielfältigen natürlichen Ressourcen, arbeitet. Die Organisation bietet ein Lernumfeld, in dem man viel durch die Interaktion mit verschiedenen Projektbeteiligten lernen kann. Nach dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg im Südsudan gibt es viele Herausforderungen – Frauen, die ihre Männer verloren haben, Kinder, die als Waisen zurückgelassen wurden. Ich sah eine Möglichkeit, diesen Kindern zu helfen, in einer besseren Umgebung aufzuwachsen.
Wie würdest du deine Rolle innerhalb der NGO beschreiben?
Als Projektleiter übernehme ich verschiedene Aufgaben – von der Mitarbeit an Projektvorschlägen und Erhebungen bis hin zur allgemeinen Planungsumsetzung. Ich bin auch in die Kapazitätsentwicklung anderer Mitarbeitenden in nachhaltigen agronomischen Praktiken, im nachhaltigen Management natürlicher Ressourcen und in der Finanzverwaltung involviert. Ich arbeite eng mit staatlichen Partnern, humanitären Organisationen und anderen relevanten Projektpartnern zusammen.
Obwohl meine Rolle heute überwiegend im Management liegt, widme ich mich auch der Feldarbeit und engagiere mich aktiv in der Schulung der Gemeinschaft und im Projektmonitoring. Zurzeit bin ich in Juba für ein Projekt, das meine Expertise benötigt, aber ich werde nicht lange hierbleiben – mein Platz ist draussen, bei den gefährdeten Gemeinschaften, mit denen VSF-Suisse arbeitet.
Kannst du eine Anekdote oder eine Leistung teilen, auf die du besonders stolz bist?
Ein Erfolg, auf den ich besonders stolz bin, ist unsere Arbeit mit Frauengruppen und den Village Savings and Loan Associations (VSLA) im Rahmen des PROWIGA-Projekts, das von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit finanziert wird und die Armut von Frauen, Kindern und Jugendlichen bekämpfen soll. Wir bringen Frauen, darunter insbesondere Witwen und Frauen mit Behinderungen zusammen und schulen sie in der Hühnerhaltung und -produktion sowie grundlegenden betriebswirtschaftlichen Fragen. Die Frauen bauen heute Gemüse an, halten Hühner, verkaufen beides auf dem Markt und können einen Teil ihres Einkommens gemeinsam sparen. Dies hat ihnen geholfen, ihre Kinder zur Schule zu schicken und ihre Ernährungssicherheit sowie ihren sozioökonomischen Status zu verbessern.
Was ist dein beruflicher oder persönlicher Traum für die Zukunft?
Beruflich träume ich davon, einen Doktortitel zu erlangen, um VSF-Suisse noch mehr zurückgeben zu können. Ich kam ursprünglich nur mit einem Diplom zur Organisation und habe im Laufe der Zeit mit ihrer Unterstützung zwei Masterabschlüsse erlangt. Ich sehe es als meine Pflicht, so viel wie möglich zurückzugeben. Eines Tages hoffe ich, Landesdirektor zu werden, um die Wirkung von VSF-Suisse auf lokaler, nationaler, regionaler und sogar globaler Ebene zu stärken.
Persönlich möchte ich Waisenkinder in ihrer Bildung unterstützen und das Bewusstsein für den Klimawandel auf lokaler Ebene schärfen. Indem ich Baumpflanzungen und nachhaltiges Management natürlicher Ressourcen fördere, hoffe ich, dass zukünftige Generationen in einer gesunden Umwelt leben können.
Kannst du uns etwas über dein Hobby oder deine Leidenschaft erzählen und was es für dich bedeutet?
Ich mag es, aktiv zu bleiben, deshalb gehe ich joggen – manchmal bis zu 12 Kilometer. Ich lese auch gerne, um informiert zu bleiben, und ich bin ein grosser Fussballfan, früher habe ich selbst gespielt. Zeit mit meinen Hunden zu verbringen, gehört auch zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.
Was ist dein Lieblingsessen?
Mein Lieblingsessen ist Fisch. Im Südsudan essen viele Menschen Fisch. Ich mag auch Okra, Kisra (eine Art Fladenbrot aus fermentiertem Sorghum- oder Maismehl) und Honig gemischt mit Erdnussbutter.
Was ist dein Lieblingstier und warum?
Mein Lieblingstier ist das Huhn. Warum? Sie sind leicht zu pflegen, kostengünstig und brauchen nicht viel Platz. Besonders in städtischen Gegenden kann man einige Hühner auf einem kleinen Grundstück halten, anders als bei anderen Nutztieren, die viel Platz benötigen. Hühner sind effizient, pflegeleicht und können ein gutes Einkommen bringen.
Hast du noch abschliessende Gedanken?
VSF-Suisse mag zwar von der Grösse her klein sein, aber die Effektivität unserer Arbeit wird anerkannt und respektiert. Ich bin stolz darauf, Teil von VSF-Suisse zu sein und hoffe, in den kommenden Jahren noch mehr beizutragen.
Danke für dein Engagement, Issa!