Hallo Genevieve! Wie lautet dein ganzer Name und woher kommst du?

Mein Name ist Genevieve Atieno Owuor, und ich komme aus Kenia. Geboren wurde ich in Tansania, wo mein Vater damals arbeitete. Dort ging ich dann in die Grundschule, bevor ich nach der dritten Klasse mit meinen Eltern nach Kenia umzog.

Was ist dein erlernter oder studierter Beruf?

Ich bin ausgebildete Lebensmittelwissenschaftlerin, mit zusätzlichen Ausbildungen in verschiedenen Bereichen, einschliesslich Landwirtschaft, Viehfutter-Entwicklung und Schweinehaltung.

In welchem Jahr hast du bei VSF-Suisse angefangen zu arbeiten?

Ich bin seit dem 1. September 2008 bei VSF-Suisse.

Was ist deine aktuelle Position und in welchem VSF-Suisse Länderbüro arbeitest du?

Zurzeit leite ich verschiedene Projekte im Kenia-Programm. Mein Arbeitsort ist in Isiolo.

Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten?

Als Leiterin, die in einem dürreanfälligen Gebiet wie im Bezirk Isiolo ein Projekt für widerstandsfähige Bauten durchführt, gefällt mir der spürbare Einfluss, den wir auf das Leben der dort lebenden Gemeinschaften haben, am besten.

Es ist sehr bereichernd, zu sehen, wie sich unsere Bauinitiativen in gefährdeten Regionen auswirken. Zu wissen, dass wir nicht lediglich Ressourcen zur Verfügung stellen, sondern auch dauerhafte Lebensgrundlagen schaffen, die den Herausforderungen regelmässiger Dürren standhalten, macht mich sehr glücklich. Diese Initiativen dienen den Gemeinden als Hoffnungsträger und bieten ihnen einen sicheren Zufluchtsort im Falle von Herausforderungen.

Es ist unglaublich befriedigend, eng mit lokalen Akteuren zusammenzuarbeiten, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Umstände zugeschnitten sind. Die stabilen Partnerschaften und partizipativen Prozesse stellen sicher, dass unsere Projekte nicht nur effektiv, sondern auch nachhaltig sind. Es ist wirklich inspirierend zu sehen, wie die lokalen Gemeinschaften die Verantwortung für Projekte übernehmen und zu aktiven Akteuren des Wandels werden.

Darüber hinaus ist die Möglichkeit, in anspruchsvollen Umgebungen wie dem Bezirk Isiolo innovativ zu sein und neue Ansätze für robuste Baumethoden zu entwickeln, sehr aufregend. Die Arbeit ist dynamisch, weil man ständig die Grenzen des Möglichen testet, sei es durch die Verwendung innovativer Materialien oder den Einsatz modernster Technologien.

Insgesamt gefällt mir an der Arbeit als Leiterin die Möglichkeit, das Leben gefährdeter Gemeinschaften zu verbessern und gleichzeitig mit engagierten Partnern und Interessengruppen zusammenzuarbeiten, um positive Veränderungen voranzutreiben und gemeinsam eine widerstandsfähigere Zukunft zu schaffen.

Was ist die grösste Herausforderungen bei deiner Arbeit?

Als Teamleiterin für fünf Organisationen liegt meine Hauptverantwortung in der Förderung eines Umfelds, in dem die einzigartigen Stärken, Kulturen und Methoden der einzelnen Partner auf unsere gemeinsamen Ziele ausgerichtet sind. Diese unterschiedlichen Elemente in Einklang zu bringen und gleichzeitig die Individualität jeder Organisation zu respektieren ist eine komplexe Herausforderung. Zentral ist es, sicherzustellen, dass unsere Projektziele mit den unterschiedlichen Prioritäten und Erwartungen unserer Partner übereinstimmen, was einen ständigen Dialog, Anpassungsfähigkeit und eine gemeinsame Vision erfordert.

In meiner Funktion bin ich für die Koordinierung von Aktivitäten und die Erstellung der Berichte für unsere Geldgeber zuständig. Diese Aufgaben erfordern eine unermüdliche Liebe zum Detail und ein tiefgreifendes Verständnis für den Umfang und die Bedeutung des Projekts. Die Ergebnisse der Projekte müssen klar dargestellt und wichtige Informationen transparent und präzise verbreitet werden. Zu den blossen strategischen Managementfähigkeiten kommen noch die Herausforderung der Koordinierung verschiedener geografischer und kultureller Kontexte und die Aufrechterhaltung des Zusammenhalts trotz widriger Umstände. Das erfordert eine harmonische Mischung aus Einfühlungsvermögen, Geduld und der Fähigkeit, Vertrauen und Zusammenhalt unter einer Vielzahl von Interessengruppen zu schaffen. Jeder Tag bietet eine wertvolle Chance, Differenzen zu überwinden und die Zusammenarbeit voranzutreiben.

Was ist eine Erinnerung an deine Arbeit, die du nie vergessen wirst?

Als ich 2008 meine Stelle bei VSF-Suisse antrat, freute ich mich auf ein Abenteuer. Die Aussicht, im mir unbekannten Mandera County eingesetzt zu werden, begeisterte mich. Leider wurde mein Einsatz in Mandera aufgrund von Sicherheitsbedenken abgebrochen und ich wurde nach Wajir versetzt.

In Wajir bestand meine erste Aufgabe darin, mit meinen Kollegen nach Diff – einem Ort an der Grenze zu Somalia – zu reisen. Während meiner Reisevorbereitung wies mich ein Kollege darauf hin, wie seltsam es doch sei, dass ich immer einen Koffer dabeihabe. Das sei doch für eine kurze Reise nach Diff nicht nötig. Ich erzählte ihm, wie wichtig ich es fand, Wechselkleidung dabei zu haben und nahm den Koffer dann trotzdem mit.

Ich ahnte nicht, dass diese Entscheidung zu einer bemerkenswerten Erfahrung führen würde. Da wir keinen Schlafplatz finden konnten, mussten wir unsere Matratzen tatsächlich am Strassenrand ausbreiten. Noch vor 5 Uhr morgens weckte uns die pralle Sonne und inmitten der vorbeiziehenden Fussgänger und Fussgängerinnen falteten wir unsere Matratzen zusammen und begannen unseren Tag.

In der darauffolgenden Nacht erreichten wir das Zuhause des lokalen Dorfvorstehers, der uns freundlicherweise erlaubte, bei ihm zu übernachten. Es war eine wirklich unvergessliche Erfahrung, die meine Sichtweise in einer Weise veränderte, die ich nie erwartet hätte.

Als Reaktion auf die schwierigen Bedingungen, mit denen ihre Mitarbeitenden hier konfrontiert waren, baute VSF-Suisse später eine Unterkunft in der Gegend. Diese wurde sodann für eine Zeit lang zu einer wichtigen Anlaufstelle für andere Organisationen, die Zuflucht in der Umgebung suchten. Schliesslich wurde sie an eine Frauengruppe übergeben, die sie in eine Unterkunft für Besucherinnen und Besucher umwandelte und damit ein Einkommen für erzielte. Diese Geschichte unterstreicht die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit, die in einem so anspruchsvollen Umfeld erforderlich sind.

Was ist deiner Meinung nach anders an der Arbeit von VSF-Suisse im Vergleich zu anderen Organisationen oder Akteuren?

Im Laufe meiner Karriere, die mit einer mehr als zwanzigjährigen Tätigkeit im Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei begann, war der Wechsel zu VSF-Suisse ein entscheidender Wendepunkt auf meinem beruflichen Weg. Ich feiere nun mein fünfzehntes Jahr bei VSF-Suisse, eine Zeit, die nur noch von meiner Zeit im Ministerium übertroffen wird. In dieser Zeit habe ich aktiv an verschiedenen Projekten mitgewirkt, die von Geldgebern finanziert wurden und darauf abzielten, die Resilienz in bestimmten Gemeinschaften zu fördern.

Das Engagement von VSF-Suisse in den kenianischen Weidelandschaften ist einzigartig. Besonders hervorzuheben ist das aussergewöhnliche veterinärmedizinische Fachwissen, das die kritische Schnittstelle zwischen Tiergesundheit, ökologischer Nachhaltigkeit und menschlichem Wohlergehen berücksichtigt. Dieser Ansatz zielt nicht nur darauf ab, die Produktivität des Viehbestands zu steigern und die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, sondern hebt VSF-Suisse auch deutlich von anderen Organisationen ab. Vor allem in Regionen wie Isiolo zeigt die Organisation mit ihrem Engagement für die Stärkung der Hirtengemeinschaften durch Gesundheitsmanagement und Umweltanpassung ein Modell, das sowohl kulturell sensibel als auch speziell auf die lokalen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Meine Rolle, insbesondere bei der Entwicklung der Kamelmilch-Wertschöpfungskette und der Verbesserung der Lebensgrundlagen in den trockenen und halbtrockenen Gebieten Kenias, unterstreicht den einzigartigen Beitrag von VSF-Suisse zur nachhaltigen Entwicklung und Widerstandsfähigkeit in diesen Gemeinschaften. Durch die Leitung eines Konsortiums von fünf Organisationen in den letzten vier Jahren hat meine Arbeit dazu beigetragen, die Widerstandsfähigkiet von Pastoralist*innen und Agro-Pastoralist*innen in Isiolo County zu stärken, was das langfristige Engagement von VSF-Suisse für die Schaffung nachhaltiger Lebensgrundlagen und die Gewährleistung der Ernährungssicherheit durch seine innovativen Wiederauffüllungsprogramme unterstreicht.

Was ist deine Leidenschaft neben der Arbeit?

Abgesehen von meiner beruflichen Tätigkeit habe ich eine Leidenschaft für Verschiedenstes. Ich reise besonders gerne, entdecke neue Orte und lerne verschiedene Kulturen kennen. Ich lese auch gerne, da ich dadurch in andere Welten eintauchen kann. Ausserdem finde ich Trost in sanfter Musik, die mich vom Alltag ablenkt und entspannt. Diese Hobbys tragen nicht nur zu meinem persönlichen Wohlbefinden bei, sondern dienen auch als Ventil für Kreativität und Erholung ausserhalb meiner Arbeit.

Gibt es etwas, das du der Welt mitteilen noch möchtest?

Ich bin der festen Überzeugung, dass die Welt das Potenzial hat, extreme Armut zu überwinden. Durch systematische Massnahmen können wir die Kluft zwischen den reichsten und den ärmsten Menschen verringern, die Gleichstellung der Geschlechter fördern, Machtungleichgewichte beseitigen und schliesslich lebendige, gesunde, widerstandsfähige und nachhaltige Ökosysteme für die jetzige und künftige Generationen kultivieren. Meine Überzeugung wird durch empirische Erkenntnisse aus der Arbeit mit Menschen und Gemeinschaften, die sich um die Überwindung der Armut bemühen, unterstützt. Angetrieben von der spürbaren Wirkung, die ich in Zusammenarbeit mit denjenigen sehen kann, die sich der Armutsbekämpfung widmen, setze ich mich unermüdlich für diese Ziele ein.

Danke für dein Engagement, Genevieve!

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