Unsere Programmverantwortliche für Ostafrika, Frédérique Darmstaedter, gab am 9. Juni an der Sendung CQFD auf RTS Auskunft zu verschiedenen Fragen rund um die aktuelle Jahrhundert-Heuschreckenplage im Horn von Afrika. Wir freuen uns sehr, dass wir dadurch mehr Aufmerksamkeit auf diese Katastrophe lenken konnten!
Dies ist ein erster Erfolg – wir werden uns aber weiterhin für mehr Sichtbarkeit zu der Plage einsetzen!

VSF-Suisse ist Mitglied der «Regional Desert Locusts Alliance», einem Zusammenschluss von Organisationen, welche sich das Ziel gesetzt hat die Heuschreckenplage in Ostafrika zu bekämpfen. Wichtige Ziele der im Februar 2020 gegründeten Allianz sind Saatgut, Ernten, Nahrung und Futter in den betroffenen Regionen zu retten und dadurch die Ernährungssicherheit von Tier und Mensch zu erhalten. Je mehr in den Kampf gegen die Plage investiert werden kann, desto weniger Menschen und Tiere müssen leiden.

Unsere Programmverantwortliche für Ostafrika, Frédérique Darmstaedter

Das Interview wurde auf Französisch geführt. Wir haben jedoch für unsere deutschsprachigen Leser und Leserinnen Auszüge aus dem Interview auf Deutsch übersetzt:  

«Können Sie uns einen Überblick über die heutige Situation in Ostafrika geben?»

«Ausgewachsene Schwärme legen derzeit Eier in großen ariden und semi-ariden Gebieten u.a. in Äthiopien, Kenia und Somalia und profitieren von günstigen Bedingungen in der Regenzeit.
In nur wenigen Wochen werden die Larven vom juvenilen ins adulte Flügelstadium übergehen, und dort werden die Heuschrecken wahrscheinlich Verwüstungen anrichten.»
Dies ist der Zeitpunkt, an dem die Pflanzen zu keimen beginnen.
An einem einzigen Tag können sie Pflanzen fressen, die fast 35.000 Menschen ernähren. In Gebieten, in denen Heuschrecken schwärmen, kann es zu Ernteverlusten von bis zu 100 Prozent kommen.»

«Um Heuschrecken zu bekämpfen … muss man Pestizide verwenden. Wie sieht es in diesen Bereichen aus?»

«Ja, und bisher besteht die Hauptmethode zur Bekämpfung von Heuschreckenschwärmen und Trichterbändern darin, Insektizide mit Sprühgeräten auszubringen.
Diese werden z.B. auf Fahrzeuge, Flugzeuge montiert oder von Menschen getragen.
Das Besprühen von Schwärmen mit chemischen Pestiziden ist in Ostafrika in der Tat weit verbreitet und es wird erwartet, dass es so weitergeht.»

«Dies hat notwendigerweise eine ökologische Auswirkung… können wir sie messen?»

«Ich glaube nicht, dass die Auswirkungen im Moment vollständig quantifiziert werden können.
Andererseits wissen wir, dass diese chemischen Pestizide nicht spezifisch auf Heuschrecken abzielen und leider wichtige Bestäuber wie Bienen u.a. beeinträchtigen könnten. Daher sind andere, umweltfreundlichere Ansätze erforderlich.
Zu den geeigneten und eher lokal angewandten Methoden, die dem VSF bekannt sind, gehört die mechanische Heuschreckenbekämpfung, die aus folgenden Methoden bestehen:

  • Vernichtung von Eiern durch Eingraben in den Boden, um die Eier der Sonne auszusetzen;
  • Vernichtung von Nymphen, indem man sie in Graben vergräbt. (Dazu werden Graben ausgehoben. Da Heuschrecken im unausgewachsenen Nymphenstadium nur hüpfen und nicht fliegen können, fallen diese in die Graben. Diese Graben werden dann zugeschüttet und die Heuschrecken somit begraben.)
  • Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz von biologischen Bekämpfungsmitteln auf der Basis von Pilzen.»

«Die Heuschrecke selbst ist eine Proteinquelle für Menschen und auch für Tiere….vorausgesetzt natürlich, dass sie nicht durch Pestizide verunreinigt ist…»

«Genau. Heuschrecken sind für den menschlichen Verzehr und als Tierfutter geeignet, mit einem ausgezeichneten Nährwert, der hauptsächlich aus Proteinen und Fetten besteht.
Die geernteten Heuschrecken werden in der Regel gebraten oder gekocht und sofort verzehrt oder getrocknet und später gegessen. Einige wichtige Punkte sind zu beachten:
Dem Hirse-Mehl beigegeben, dienen sie sogar als Beikost für Babys.
In der Sonne getrocknet, können sie auch zu Futterrationen für das Vieh verarbeitet werden.
Und natürlich können sie zu einer Einkommensquelle werden, insbesondere für junge Menschen und Frauen.

Und ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass VSF-Schweiz soeben von der Stiftung Biovision eine Finanzierung erhalten hat, um ein Pilotprojekt zur Ernte und Nutzung von Heuschrecken als Nahrungs- und Futtermittel in Kenia zu lancieren.»

Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen auf die Geschehnisse im Horn von Afrika aufmerksam machen und blicken zuversichtlich auf unser Pilotprojekt in Kenia, das durch die Unterstützung unseres wichtigen und langjährigen Partners Biovision für dieses und zahlreich anderer Projekte von VSF-Suisse ermöglicht werden konnte.

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